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Die
Sprache macht uns zu sozialen Menschen:
Sprachförderung
durch
Erzählkunst mit Frank Jentzsch
in
der
Schule
1)
Eine wichtige Aufgabe der Schule heute
ist es, den Kindern u. Jugendlichen eine Ahnung der Lebenszusammenhänge
auf der Erde zu vermitteln, und in ihnen das Gefühl der Verantwortung
für sie zu stärken. Denn nur so können die Menschen
ihre Lebensgrundlagen auf der Erde erhalten. Dazu ist Mut nötig,
denn man muß sich exponieren (Zit. Hannah Arendt) und gegen
den Strom schwimmen. Dann erwarten die Heranwachsenden von uns, daß
wir ihnen einen Sinn im Leben zeigen können, nicht faul sind
und die vom Schicksal zugemuteten Schwierigkeiten zur Weiterentwicklung
nutzen. Sie suchen Vorbilder.
2)
Das Motiv von Mut und Entwicklung
wird in den Märchen in vielen Variationen behandelt. Der Dummling
wird so genannt, weil er sich nicht durchs Leben trickst wie die
schlauen Brüder, und naiv die Wahrheit sagt. Er bekommt aber
am Ende die Königstochter zur Frau! Haben wir nicht auch die
drei Brüder des Märchens in unserer Seele, von denen die
beiden ältesten es erst einmal mit Faulheit und Hochmut versuchen
und scheitern, bevor der Dummling hinter dem Ofen hervorkommt und
auf geradem Wege alle Prüfungen besteht? Wie lange wir zum
Scheitern brauchen, ist individuell verschieden. Auch folgt die
Zeit im Märchen anderen Gesetzen als die Zeit unseres Wach-Lebens
- ein interessantes Thema für eine Vertiefung.
3)
Die Personen / die Gestalten im Märchen
stellen bildhaft seelische Extreme dar. Sie erscheinen wie Menschen
aus Fleisch und Blut, damit wir Zuhörer uns mit ihnen identifizieren
und ganz in der Handlung mitleben, und nicht nur von außen
urteilen. Urteilen tue ich auf Grund meiner bisherigen Erfahrung
- wenn ich Neues lernen will, muß ich zu leben wagen. Achten
Sie auch einmal darauf, ob die Personen, Orte, Häuser, Landschaften...
detailliert beschrieben werden, oder ob mehr als Typen.
4)
Das Eltern-Kind-Verhältnis im Märchen:
Immer verlassen die jungen Helden das Elternhaus und gehen in die
Welt, ob von der Stiefmutter dazu gedrängt,
oder ob sie für den kranken Vater das Wasser des Lebens suchen
wollen. Müssen nicht auch wir Gewohntes verlassen, uns auf
den Weg machen, wenn wir etwas Neues lernen und Fortschritte machen
wollen? Wer es nicht freiwillig tut, den nötigt oft das Schicksal
dazu.
5)
Gewalt in Märchen - und in den Medien:
Wenn die böse Stiefmutter am Ende in eine Nageltonne gesteckt
und den Berg hinab in den Fluß gerollt wird, dann kommt nur
auf sie zurück, was sie vorher der Welt angetan hat mit ihren
Bosheiten. Sie wird in der Tonne ihres Eigensinns vom Berg ihres
Hochmuts hinabgerollt in den Fluß des Schicksalsausgleichs.
Im Märchen sind solche Zu-Recht-Weisungen nie sensationslüsterner
Selbstzweck wie in Horrorvideos oder -comics , sondern dienen dazu,
die Position des Guten deutlich werden zu lassen, das am Überwinden
des Bösen geprüft und endlich belohnt wird.
6)
Die Bildsprache der Märchen:
Erwachsene haben heute meist das Gefühl, daß Märchen
nicht mehr in die Schule gehören, vielleicht noch in den Kindergarten.
Dabei wurden sie ursprünglich für Erwachsene erzählt.
Aber wenn wir uns heute als Lehrer auf ihre tiefe Bedeutung einlassen,
so werden wir den Schülern mit ihnen mehr geben, als wenn wir
in ihnen nur Phantasieprodukte sehen, die die Phantasie der Kinder
anregen können.
Nehmen wir nur ein Beispiel: Aschenputtel. Die Stiefschwestern sind
Bilder für seelische Einseitigkeiten. Bei der einen ist die
Zehe zu groß: sie trippelt auf Zehenspitzen, ist eine Schwärmerin,
Phantastin - bei der anderen ist die Ferse überbetont, sie
stampft damit auf, wenn sie etwas will. Für sie gibt es nur
handfeste irdische Tatsachen, einen Himmel kennt sie nicht.
Aschenputtel bringt beides zum Ausgleich: sie kennt die schwere
Arbeit im Haushalt, geht aber dreimal am Tage beten zum Grab der
Mutter. Deshalb paßt ihr der goldene Schuh. Die Stiefschwestern
wollen ihre Einseitigkeit verleugnen, Zehe oder Ferse abschneiden,
aber die Tauben offenbaren die "Verdrängung" .
Stellen Sie sich einmal vor, das Zehen– oder Fersen- Abschneiden
würde auf der Bühne oder in einem Film dargestellt. Dann
würde es zur abscheulichen Greueltat. Es könnte nicht
mehr als Sinnbild innerlich wirken. Siehe auch den Vortrag --> Kinder brauchen Märchen
7)
Illustrationen, Comics, Videos
können das Wesentliche der Märchen nicht darstellen. Das
Wesentliche ist, daß sich jeder Hörer seine eigenen inneren
Bilder macht, die mit seiner persönlichen Entwicklung zusammenhängen.
Wenn die Schüler die innere Aktivität des Bildschaffens
trainieren, werden sie widerstandsfähig gegen die lähmende
und gleichschaltende Wirkung der von außen andrängenden
Bilderflut aus Medien und Werbung.
Der Illustrator, der Regisseur dagegen macht seine persönlichen
Vorstellungen sichtbar. Er stellt detailliert dar, was Typus bleiben
müßte, um als Sinnbild aufgenommen zu werden.
Etwas anderes ist es, wenn am Tage nach dem Erzählen jeder
Schüler / jede Schülerin malen darf, was ihm / ihr am
Märchen besonders wichtig war. Oder wenn die Klasse das Märchen
nachspielt, denn dazu müssen die Schüler in die Rollen
hineinschlüpfen, sie erleben.
8)
Sprachförderung durch Original Grimm - oder modernisierte Texte?
Würden wir "Reinecke Fuchs" von Goethe oder "Faust
I" - in unsere Alltagssprache übersetzen, damit sie heute
nicht befremden? Ich habe die Erfahrung gemacht, daß Schüler
der Originalsprache gebannt lauschen, auch wenn sie nicht jedes
Wort verstehen. Sie stellen keine Zwischenfragen, weil sie sich nicht
darüberstellen und urteilen, sondern zusammen mit dem Märchenhelden
durch die Bilder wandern. Die genaue, klare Sprache der Brüder
Grimm birgt viele Geheimnisse an Rhythmus und Klang, die uns erst
nach und nach aufgehen, wenn wir im Erzählen versuchen, sie
nachzuschaffen. Es ist eben nicht nur die Information, die man als
"verstanden" abhakt, sondern der Genuß an der künstlerischen
Form der Sprache, die erfreut, ernährt und stärkt, und
die man immer wieder hören möchte.
Unsere Aufgabe ist es, den Zugang zur tiefen Bedeutung der Märchensinnbilder
und zur Schönheit ihrer Sprache zu finden, und uns so mit der
Sache zu verbinden, daß wir sie glaubhaft vertreten. (Siehe auch die Aufsätze über --> "Vorlesen und Erzählen", --> "Erzählen und Rezitieren", sowie den Vortrag zum Thema --> "Warum die Grimmschen Märchen so berühmt sind ".
9)
Am Vorbild der
Erwachsenen richten sich die Schüler aus.
Deshalb hat es sich bewährt, wenn sich Lehrkräfte, Eltern
und Erzähler (z.B. im Rahmen einer Konferenz, eines
Elternabends oder eines Seminars mit interessierten Lehrerinnen
/ Lehrern) über die obigen Themen austauschen und sich dabei
übend fortbilden --> Seminare
. Ich biete das auch als Zugabe zu Erzählveranstaltungen in
den Klassen an. Wichtig
ist, daß die Erwachsenen sorgfältig sprechen
lernen, denn von ihnen lernen es die Kinder. Das Sprechen wirkt
ja gehirnbildend und veranlagt das spätere Denken. Siehe -->
Sprachförderung,
Absatz 13). Auch
Charakterbildung und soziale Fähigkeiten wie Konsequenz, Durchhaltevermögen,
Freundlichkeit, Ehrlichkeit, Geduld oder Friedfertigkeit werden
heute in Erziehung und (Aus-)Bildung immer wichtiger und fordern
uns zum Üben heraus. Eine interessante Initiative dazu findet
man unter www.tugendprojekt.de
.
F.
Jentzsch: Vita, Leistungen, Motivation, techn.
Bedingungen für Veranstaltungen
Referenzen:
(sortiert nach Postleitzahlen) 23562
Lübeck,
Kahlhorst-Sch., Tel. 0451-582 9080 Herr Rückbrodt (Mai und
Sept. 2001, 5. – 8. Kl.)
24111
Kiel, Betreute Schule Russee, Tel. 0431– 693 94,
Frau Zabel ( Nov. 2002, 1. - 4. Klassen)
24220
Flintbek, Grundschule Mielkendorf, Tel. 0431 – 65
455, Herr Koch (Sept. 2001, 1. - 4. Klassen)
30880 Hannover-Laatzen, Freie Martinsschule f. behinderte Kinder 1. - 12. Klasse (9 - 12 Uhr am 6.9.2013)
30974
Wennigsen-Sorsum, Waldorfschule Sorsum, Erzählen für
1. und 2. Klasse (24.5.2006)
44379
Dortmund, Steinhammer-Grundschule, Tel. 0231–615
770, Frau Wild, (Febr. , Nov. 02, 1.–4. Kl.)
59494
Soest, Hugo-Kükelhaus-Schule, Tel. 02921 – 34
34 35, (Nov. 2002, 1. - 7. Klassen)
70199
Stuttgart, Wilhelm-Hauff-Schule, Frau Kimmich, Tel. 0711–
605327 (Dez. 1996, 1.-3. Kl. u. Förderklasse)
70378
Stuttgart, Hauptschule, Frau Roggenbuck, Tel. 0711 –
533 888 (Dez. 2001, 2. und Förderkl.)
70563
Stuttgart, Hegel-Gymnasium, Tel. 0711 - 358 9620, Vita
+ Erzählen für 3. Klasse (6.12.2007)
70619
Stuttgart, Grundschule Riedenberg Landes-Vorlesetag, 3
x für je 3 Klassen erzählen, (18.4.2008)
70806
Kornwestheim, Schillerschule Tel. 07154-202-6141, Betreuerin
Frau Wörwag. Erzählen für jeweils zwei 1.,2.,3.,4.
Klassen (9., 10., und 11.Dez.2009)
71034
Böblingen, Eduard-Mörike-Schule, Tel. 07031–669
301 (Nov. 99 u. 01, Juni 2002, 1.–4. Kl.)
71034
Böblingen,
Grundschule Geschwister-Scholl-Straße, Erzählen
zum Schulfest (13.7.2007)
71397
Nellmersbach, Grund- u. Hauptschule, Erzählen für
3. u. 4. Klassen (14.10.2008)
72644
Oberboihingen, Kirchrain-Schule , Frau Wenzel-Dumpf, T.
07022–66–249 (Dez. 99, Jan. 01, Febr. 2001, Dez. 2002,
4.- 6. Klassen)
72768
Sickenhausen, Silcher-Schule, Rektorat Frau Schobert, Erzählen
für 1.-4. Klassen (27.11.2009)
73486
Adelmannsfelden, Grundschule, Rektorat Frau Ilona Lange,
Erzählen für 1. - 4. Klassen (20.10.2009)
79183
Waldkirch bei Freiburg, Freie Schule, Tel. 07681 - 3236,
"Lange Nacht der Märchen" Erzählfestival (7.7.2007)
98527
Suhl, J.-G. Herder - Gymnasium, Tel. 03681 – 724
421, Frau Ehrlich (April 2001, 6. Klasse)
Lehrer:
„Erstaunlich,
sogar der N. hat 40 Minuten lang zugehört!“ - "
Ich konnte mal lockerlassen und nur zuhören, ohne meine Löwen
bändigen zu müssen, das war sehr schön!"
"In
dieser 7. Klasse sind siebzig Prozent Ausländer, aber sie haben
aufmerksam zugehört, und das bei der alten Grimmschen Sprache."
"Seit
Ihrem Vortrag stoße ich plötzlich überall auf Märchen.
Es war also auch für uns Erwachsene eine große Motivation.
Ich wünsche Ihnen auch weiterhin so viel Erfolg...."
Die Lehrerin einer katholischen Klosterschule schreibt: "Sehr geehrter Herr Jentzsch, vielen herzlichen Dank für Ihren inhaltsreichen Brief mit den aufschlußreichen Gedanken über die Schwerkraft! Wie oft geht man doch als Lehrer über absonderliche Schülerfragen leichtfertig hinweg, doch Sie haben hierin geradezu den Anlaß zu tiefsinniger Betrachtung gefunden - und eine Erklärung, die auch Kinder gut verstehen. Vielen Dank dafür. Die Schüler behielten die Märchen übrigens übers Wochenende sehr gut in Erinnerung und konnten am Montag noch sämtliche Details wiedergeben. Wie schrieben einige kurze Märchengedichte zum Grabhügel und zum Bärenhäuter und malten Bilder dazu ins Heft."
Die Lehrerin einer Grundschule schreibt: "Märchen aus aller Welt, abgestimmt auf die einzelnen Klassenstufen (1. - 5. KL.) , erzählte er in einer ruhigen, ansprechenden und spannenden Athmosphäre. Voller Faszination lauschten die Kinder den Märchen der Brüder Grimm und anderer aus Rußland, Norwegen, Irland, Persien ... Es gelang ihm, seine kleinen und größeren Zuhörer die Handlungen der Geschichten miterleben zu lassen und sich trotz fremd klingender Worte und Sätze mit den Figuren der Geschichte zu identifizieren und in die Märchen einzutauchen."
Schüler:
11
J. alter Junge, der mit seinen Lehrern wohl öfter
aneinander geriet, spricht mich drei Tage später an: „Eh,
die letzte Geschichte war die beste." - "Welche war das?"
- "Wo die Frau ins Wasser gefallen is, das fand ich voll geil."
(--> Märchendeutung
/ Wassilis Weibchen)- "Warum fandst du das geil?"
- "Ja, die konnte ja gar nicht untergehn, weil sie immer dagegen
war!"
Brief
1: "Hallo Herr Jentsch! Wie gehts? Mit gehts gut.
Deine Geschichten fand ich sehr schön. Woher kennst du die
alle? Ich schreibe auch gern Geschichten. Ich denk die mir immer
selber aus. Und jetzt wünsche ich dir noch frohe Weihnachten
und ein schönes neues Jahr. Deine Angelina"
Brief
2: "Lieber Herr Jentzsch wie geht es dir? Mir geht
es gut. Hast du mein Bild noch, das mit den Märchen? Deine
Märchen waren toll! Ich hab das Wassiliesa - Märchen (Anm.
F.J.:--> Repertoire / Die schöne Wassilissa) mit meinem
Freund und meiner Schwester nachgespielt. Jetzt wünsche ich
dir noch frohe Weihnachten und ein frohes neues Jahr. Tschüs
deine Rebecca."
(Stand:
26.2.2006 / 7.10.2008 / 11.1.2010 / 23.6.2010 / 26.10.2013 / 10.4.2014)
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