Märchenerzähler
Frank Jentzsch

   
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Die Wege im Märchen (Vorbemerkung: Die Wege im Märchen sind ebenso sinnbildlich aufzufassen wie die Personen im Märchen, die Tiere, der Brunnen, der Berg, der Baum, Feuer, Wasser und Luft.....siehe --> Allgemeines zur Bildsprache der Märchen.)

Bemerkenswert ist, daß die Märchenhelden oder -heldinnen meist keine Wegbeschreibung haben oder Hinweisschilder vorfinden, sondern einfach zuversichtlich vorwärtsgehen. Wenn sie genügend Fortschritte gemacht und alle Proben bestanden haben, stellt sich offenbar das Ziel vor sie hin. Anscheinend ist es nicht wesentlich, auf welchem Wege sie das Ziel erreichen - Hauptsache sie strengen sich an! (Vergl. "Die Gänsehirtin am Brunnen", Brüder Grimm KHM 179 : " ... er langte endlich bei dem Haus der Alten an, als er eben niedersinken wollte." Er steigt und steigt, und die Probe besteht in diesem Falle darin, daß er sein Widerstreben gegen das Schicksal aufgeben soll.)

Wie geht es uns im normalen Leben? Wir möchten gerne eine genaue Wegbeschreibung haben, bevor wir losgehen. Wir möchten den Weg vorher beurteilen, damit uns keine unvorhergesehenen Schwierigkeiten überraschen. Unbekanntes ängstigt nämlich. Das heißt, daß wir die Zukunft auf Grund von Erfahrungen beurteilen möchten, die wir in der Vergangenheit gemacht haben. Dazulernen können wir aber nur dadurch, daß wir unvorhergesehenen Aufgaben begegnen und sie trotz unserer Angst als Herausforderung annehmen. Ich kann Zukünftiges nicht auf Grund meiner bisherigen Erfahrungen beurteilen. Jeder Fortschritt bei meiner Arbeit - auch in meiner Biografie - verändert meine Vorstellung vom Ziel. Bei einer Bergbesteigung denken wir im Tal: "Wenn wir (1) erreicht haben, dann ist der halbe Weg zum Gipfel (3) geschafft." Das kann aber anders aussehen, wenn wir bei (1) ankommen, ganz abgesehen davon, daß wir den Pfeiler (2) vielleicht mit dem Gipfel verwechseln.

Die Märchenhelden sind ein Bild für Fähigkeiten, die wir uns noch erarbeiten können. Sie haben das, was früher Gottvertrauen genannt wurde. Sie zweifeln nicht, sie gehen los, sie machen Fortschritte. Nur scheinbar bleiben sie Dieselben, denn mit jedem Fortschritt lernen sie dazu und werden ein Anderer als sie vorher waren. Wesentlich dabei sind die Beweggründe, warum sie sich auf den Weg gemacht haben. Selbstsucht gerät in die Klemme oder scheitert - das zeigen die beiden "hochmütigen" Brüder. Der Märchenheld hat die nötige Ausdauer nur durch seine Selbstlosigkeit, und er besteht die Prüfungen unterwegs durch die Hilfe von Tieren, mit denen er Mitleid hatte, oder durch den Beistand von wunderbaren Helfern / Dienern (--> "Die Bienenkönigin", Brüder Grimm KHM 62, --> "Der treue Johannes", Brüder Grimm KHM 6, --> "Der Weggefährte", Norwegen), wenn er sich ihres Beistandes würdig erweist.

Es ist für uns heute schwierig, es den Märchenhelden gleichzutun, weil wir uns das Vertrauen in die Weisheit der Schicksalsführung erst wieder erarbeiten müssen. Der Schlüssel dazu ist, daß ich mich bei jeder Arbeit auf die Sache konzentriere, daß ich jeden Schritt mit innerer Beteiligung mache und nicht flüchtig werde, weil ich schon gerne am (vorgestellten) Ziel sein möchte.

Unsere Vorfahren sagten: "Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott". Das wies auf eine Willensschulung hin, die die Vorstufe zum Gottvertrauen ist: nämlich zum Selbstvertrauen. Selbstvertrauen erarbeite ich mir durch Zuverlässigkeit, indem ich das durchführe, was ich mir vorgenommen habe (aber auch, indem ich mir nur das vornehme, was ich durchführen kann). Dadurch lerne ich, mir selbst zu vertrauen. Darauf, daß die Sonne zu einer bestimmten Zeit aufgeht, kann ich vertrauen. Sie ist zuverlässig. Diese Zuverlässigkeit hat auch der Märchenheld, weil er uneigennützig für Andere tätig ist, weil er Selbstvertrauen hat und deshalb Gottvertrauen haben kann.

Hier zwei Gedichte zum Thema von Frank Jentzsch:


 

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Oft staunen wir, was uns das Schicksal auf unserem Lebensweg bringt. Die Ereignisse kommen wie zufällig von außen auf uns zu. Rudolf Steiner schildert jedoch, daß wir sie vor unserer Geburt geplant haben (Vortrag in Wien am 9.4.1914 zum Thema „Inneres Wesen des Menschen und Leben zwischen Tod und neuer Geburt“) „...... Dasjenige in uns, was wir als Menschen in uns tragen, weswegen wir uns dieses oder jenes Schicksal bereiten, das ist wie zusammengerollt. Unser Karma, unser Schicksal, personifiziert, steht vor uns .......“

In dem Russischen Märchen „ Die Froschprinzessin“ werden wir daran erinnert: Iwan Zarewitsch trifft eines Tages ein uraltes Männlein. „Sei gegrüßt, wackerer Bursche, woher und wohin des Weges?“ – Iwan erzählt ihm alles, ohne etwas zu verschweigen. „Ach Iwan-Zarewitsch, warum verbranntest du Wassilissas Froschhaut? Du gabst sie dem Mädchen nicht, wie durftest du sie ihm nehmen? Doch laß nun deine Sorgen -nimm dieses Knäuel und laß es rollen. Wohin es läuft, dahin laufe auch du!“

Und in dem Norwegischen Märchen „Das Goldschloß, das in den Lüften hing“ sagt eine Alte zum Märchenhelden: „.......seit hundert Jahren hätte sie niemand Mutter genannt, und so wolle sie ihm dafür eine mütterliche Gabe schenken. Sie reichte ihm ein grauesWollgarnknäuel, welches er vor sich abrollen lassen sollte, so käme er dorthin, wohin er selbst wolle!“

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