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Das
Kind im Märchen
Der
Mensch ist das Wesen, das sich entwickeln kann und soll. Er
ist nicht fertig und festgelegt auf artspezifisches Verhalten
wie die Tiere, er muß sich auf den Weg machen und lernen,
wenn er Mensch werden will. Wenn
ich im praktischen Leben Kinder aufziehe, muß ich sie
regelmäßig ernähren, pflegen, betreuen, damit
sie richtig wachsen. So kann ich auch mit 65 Jahren bei mir
noch anfangen, z.B. Italienisch lernen. Dann ist das ein "Kind",
das durch regelmäßiges Üben ernährt wird
und wächst.
Im Märchen werden Kinder verstoßen, oder sie machen
sich selber auf den Weg in die Fremde.
Wenn ich mit 65 Jahren nur noch auf den Tod warte, dann schicke
auch ich meine Veranlagungen, meine Kinder wie die Eltern
von „Hänsel und Gretel“ in den Wald (ins
Unterbewußtsein), damit ich sie nicht ernähren
muß. Ich könnte ja noch anfangen Gitarre zu spielen.
Dann würde ich die in mir schlummernden Kräfte (die
Kinder) entwickeln, und durch regelmäßiges Üben
„ernähren“. Meine Anlagen würden dadurch
„Fortschritte machen“ und vorankommen.
Die Kinder im Märchen bestehen auf ihrem Wege Prüfungen,
durch die sie lernen und reifen. Sie werden reif für
die Rückkehr zum Vaterhaus, die göttliche Welt,
für die Wiederverbindung - oder auf Lateinisch: Religion.
Dies ist keineswegs ein Zurück - vergleiche Das Bild
vom Verlorenen Sohn im Lukas-Evangelium! - sondern ein bereichertes
Vorwärts, denn die bleibenden Kräfte sind unsere
überwundenen Schwächen.
(Frank
Jentzsch 8.2.2008, 19.8.2008)
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