Märchenerzähler
Frank Jentzsch

   
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Das Kind im Märchen


Der Mensch ist das Wesen, das sich entwickeln kann und soll. Er ist nicht fertig und festgelegt auf artspezifisches Verhalten wie die Tiere, er muß sich auf den Weg machen und lernen, wenn er Mensch werden will.

Wenn ich im praktischen Leben Kinder aufziehe, muß ich sie regelmäßig ernähren, pflegen, betreuen, damit sie richtig wachsen. So kann ich auch mit 65 Jahren bei mir noch anfangen, z.B. Italienisch lernen. Dann ist das ein "Kind", das durch regelmäßiges Üben ernährt wird und wächst.
Im Märchen werden Kinder verstoßen, oder sie machen sich selber auf den Weg in die Fremde.
Wenn ich mit 65 Jahren nur noch auf den Tod warte, dann schicke auch ich meine Veranlagungen, meine Kinder wie die Eltern von „Hänsel und Gretel“ in den Wald (ins Unterbewußtsein), damit ich sie nicht ernähren muß. Ich könnte ja noch anfangen Gitarre zu spielen. Dann würde ich die in mir schlummernden Kräfte (die Kinder) entwickeln, und durch regelmäßiges Üben „ernähren“. Meine Anlagen würden dadurch „Fortschritte machen“ und vorankommen.

Die Kinder im Märchen bestehen auf ihrem Wege Prüfungen, durch die sie lernen und reifen. Sie werden reif für die Rückkehr zum Vaterhaus, die göttliche Welt, für die Wiederverbindung - oder auf Lateinisch: Religion. Dies ist keineswegs ein Zurück - vergleiche Das Bild vom Verlorenen Sohn im Lukas-Evangelium! - sondern ein bereichertes Vorwärts, denn die bleibenden Kräfte sind unsere überwundenen Schwächen.

(Frank Jentzsch 8.2.2008, 19.8.2008)


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